Verkehrskonzept

Der Ausbau des Thuner Verkehrssystems der letzten Jahre geht auf die Gesamtverkehrsstudie 2003 zurück. Um die 40 Organisationen erarbeiteten damals zusammen mit den Gemeinden unter Leitung des Kantons drei Massnahmenpakete. Die Massnahmenplanung der letzten 20 Jahre basiert auf den damals vereinbarten Grundsätzen und Zielen.

Grundsätze des Thuner Verkehrssystems

  • Motorisierten Verkehr vermeiden (durch Verlagerung auf Fuss- oder Velowege, durch raumplanerische und nachfragedämpfende Massnahmen)
  • Motorisierten Individualverkehr auf den öffentlichen Verkehr verlagern
  • Motorisierten Individualverkehr auf andere Routen lenken
  • Verkehrsablauf des motorisierten Individualverkehrs verträglicher gestalten 
  • Verbesserung der Verkehrssituation und langfristige Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Verkehrssystems für die Innenstadt und die Agglomeration Thun

Konkrete Ziele

  • Förderung des ÖV und des Langsamverkehrs durch verbesserte Infrastruktur, optimierte Buslinien und Fahrplanverdichtungen. Ausbau des Mobilitätsmanagements
  • Bei der Erreichbarkeit der Innenstadt dem ÖV und Langsamverkehr Priorität einräumen
  • Den motorisierten Individualverkehr möglichst um die Innenstadt herumlenken (den aarequerenden, motorisierten Verkehr in der Innenstadt um 40 % reduzieren)
  • Verträglichkeit des Verkehrs für Anwohnerschaft und Gewerbe in der Agglomeration erhöhen
  • Reisezeitverluste auf dem Korridor rechtes Thunerseeufer - Bernstrasse stabilisieren (täglich max. 18'000 Fz auf der Hofstettenstrasse und 20'000 auf der Bernstrasse)

In den letzten Jahren realisierte wichtige Massnahmen

  • Verdichtung des Fahrplans zahlreicher Buslinien der STI. Bau separater Busspuren und Bevorzugung der Busse an Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen
  • Vervollständigung des Parkhausrings mit dem Parkhaus City Süd und dem Schlossbergparking bei gleichzeitiger Aufhebung oberirdischer Parkplätze. Realisierung des Parkleitsystems zur Reduktion von Suchverkehr in der Innenstadt.
  • Bypass Thun Nord und Einbahnverkehr Innenstadt sowie Umbau des Berntorplatzes. Dadurch Rückgang der Reisezeiten auf vielen Strassen, insbesondere der Bernstrasse und Entlastung der Innenstadt vom Durchgangsverkehr im angestrebten Mass (Verkehrsrückgang um rund 40%).
  • Radstreifen und Gehweg am Lauitorstutz.
  • Umgestaltete Hauptachsen und vor allem Quartierstrassen für eine bessere Verträglichkeit des Verkehrs

Noch ausstehende Massnahmen

  • Mobilitätsmanagement
  • Verkehrsmanagement auf den Einfallsachsen zur Verhinderung von Verkehrsüberlastungen in der Innenstadt
  • Wichtige neue Veloverbindungen, wie diejenige vom Lerchenfeld via Selveareal zum Bahnhof Thun, die Querung der Aare bei Scherzligen und neue Veloverbindungen zwischen Heimberg, Uetendorf und Seftigen

Weiterentwicklung der Gesamtverkehrslösung

Das Agglomerationsprogramm Thun beruht auf der Gesamtverkehrsstudie 2003. Es wird alle vier Jahre unter Leitung des Entwicklungsraums Thun (ERT) aktualisiert. Darin werden die geplante Siedlungsentwicklung und die Verkehrsplanung aufeinander abgestimmt. Im Agglomerationsprogramm werden sodann die Massnahmen für den Langsamverkehr, den motorisierten Individualverkehr und für den ÖV festgelegt. Der Bund prüft die Agglomerationsprogramme und entscheidet, welche Verkehrsprojekte in welchem Umfang finanziell unterstützt werden.
Agglomerationsprogramm Thun 3 Bericht PDF
Agglomerationsprogram Thun 3 Massnahmenblätter PDF

Wichtige Grundlagen für die Weiterentwicklung des Agglomerationsprogramms sind das Gesamtverkehrskonzept der Stadt Thun und die Mobilitätsstrategie 2050 Agglomeration Thun. Die Mobilitätsstrategie des ERT wurde in einem Workshopverfahren mit wichtigen regionalen Akteuren erarbeitet. Neben der besseren Nutzung und dem gezielten Ausbau bestehender Infrastrukturen stehen vor allem Effizienzsteigerungen und Verhaltensänderungen im Vordergrund.
Mobilitätsstrategie 2050 - Schlussbericht PDF

Verkehrsforen Thun 2020 / Runder Tisch 2021/2022

Das Verkehrsforum Thun wurde einberufen, um die Wirkung des Bypass Thun Nord und seiner zwingenden, flankierenden Massnahmen zu diskutieren. Der Fokus lag dabei auf der Innenstadt und dem rechten Thunerseeufer. Rund 40 Institutionen sowie Vertreter der Kritiker des heutigen Verkehrsregimes wirkten an den drei Forumsanlässen mit. Aufgrund des hohen Konfliktpotenzials und der schwierigen Veranstaltungsbedingung während der Pandemie wurde mit 14 Delegierten des Verkehrsforums, dem Kreisoberingenieur und dem zuständigen Gemeinderat der Stadt Thun ein «runder Tisch» gebildet. Der «runde Tisch» traf sich insgesamt sechs Mal. Auf seine Anregung hin wurden 2022 verschiedene Sofortmassnahmen versuchsweise eingeführt und ihre Wirkung überprüft. Da die anvisierten Ziele nicht vollumfänglich erreicht werden konnten, wurde ein Verkehrsversuch zur Aufhebung des Einbahnverkehrs Innenstadt zum Thema. Die dafür zuständige Stadt Thun und die Gemeinden am rechten Thunerseeufer haben sich inzwischen bezüglich des weiteren Vorgehens geeinigt. 

Zusammenfassung Forumsprozess und Runter Tisch 2020 - 2022
Präsentation zur Wirkungskontrolle anlässlich des Forums 1

Sofortmassnahmen rechtes Thunerseeufer

Ergebnisse der Erfolgskontrolle
Die Erfolgskontrolle zeigt, dass die bis Ende Mai betriebenen Sofortmassnahmen die Verkehrssituation während des abendlichen Stossverkehrs auf der Hofstettenstrasse und in der Innenstadt deutlich verbessert haben. Die Reisezeiten gegenüber 2020 sind auf allen Abschnitten kürzer geworden, insbesondere zwischen Berntor und Guisanplatz (minus 40 Sekunden). Von den Sofortmassnahmen profitierten somit nicht nur die Autofahrenden am rechten Thunerseeufer, sondern auch jene in der ganzen Innenstadt. Auf der Hofstettenstrasse gingen die Reisezeiten zwischen Bächimatte und Lauitor verglichen mit 2020 um über 40 Sekunden zurück. Auch die Staulängen sind markant kürzer geworden. Die Busse der STI-Linien 21 und 25 verzeichneten deutlich weniger Verspätungen. Der Zielwert 2018 für die Reisezeiten des Autoverkehrs konnte hingegen nicht erreicht werden: Die durchschnittliche Reisezeit erreichte Maximalwerte von rund 190 Sekunden statt der anvisierten maximal 150 Sekunden. Knapp 3 Prozent der Fahrten dauerten länger als 300 Sekunden. Als Zielwert waren 2 Prozent der Fahrten festgelegt worden. Die Verkehrsmenge ist auf der Hofstettenstrasse seit 2020 um rund 8% gestiegen und hat damit das Niveau vor der Corona-Pandemie erreicht.
 

Empfehlungen des Runden Tischs vom 4. Juli 2022
Die Mitglieder des Runden Tischs stellen fest, dass mit den Sofortmassnahmen deutliche Verbesserungen erzielt werden konnten. Sie empfehlen dem Kanton und der Stadt Thun, die Sofortmassnahmen, insbesondere die virtuellen Fahrbahnhaltestellen auf der Hofstettenstrasse, möglichst rasch wieder in Betrieb zu nehmen und die definitive Einführung zügig an die Hand zu nehmen. Ausserdem soll geprüft werden, ob auf der Oberen Hauptgasse eine zweite Einfahrtsspur in den Lauitorkreisel eingerichtet werden kann. Autofahrende vom rechten Seeufer würden so besser erkennen, ob sie in den Kreisel einfahren können. Bezüglich des Verkehrsversuchs zur Aufhebung des Einbahnregimes gibt der Runde Tisch keine Empfehlung ab. Er sieht es in der Verantwortung der Stadt Thun, über das weitere Vorgehen betreffend Verkehrsversuch zu befinden. 


Verkehrsversuch zur Aufhebung Einbahnverkehr Innenstadt
Der Gemeinderat der Stadt Thun hat die Möglichkeit eines Verkehrsversuchs zur Aufhebung des Einbahnverkehrs Innenstadt im Licht der aktuellen Ergebnisse erstmals am 6. Juli 2022 diskutiert. Er ist bereit, die Aufhebung des Einbahnverkehrs in der Thuner Innenstadt im Rahmen eines Verkehrsversuches zu prüfen. Voraussetzung ist aber, dass ein breiter politischer Konsens über die Rahmenbedingungen und Kriterien vorliegt. Der Gemeinderat hat diese Kriterien definiert und die Nachbargemeinden eingeladen, sich dazu zu äussern.

Link zur Medienmitteilung der Stadt Thun betreffend Verkehrsversuch vom 07.07.2022
Link zur Medienmitteilung betreffend Erfolgskontrolle Sofortmassnahmen vom 05.07.2022
Präsentation zu den Resultaten der Erfolgskontrolle Sofortmassnahmen vom 05.07.2022
Link zur Medienmitteilung der Stadt Thun betreffend Kriterien Verkehrsversuch vom 15.02.2022
Link zur Medienmitteilung vom 10.11.2021
Flyer Sofortmassnahmen rechtes Thunerseeufer, Dez. 2021